Ein warmer Sommerabend geht zu Ende, sie lehnt sich müde an den Buchenstamm. Wo dann sekundenlang ihr Blick verweilt, verwandelt sich im Wind der Blätterschatten, der so beruhigend wirkt, wenn alles fließt, ins Bild sich neu ergießt, es wieder birgt.
Der nahe Herbst liegt in der Luft, er birgt, den Wunsch nach Ruhe, Dunkelheit, dem Ende, der letzte goldne Sonnenstrahl zerfließt. Sie schlingt die Arme um den alten Stamm, verdrängt Erinnerung, die Angst vorm Schatten. Das Blut tropft dort, wo ihre Hand verweilt.
Die Sehnsucht, die in ihren Träumen weilt, ist wie ein Kind, das sie am Herzen birgt. Sie konnte sich nie lösen von dem Schatten, der sie zerstört, entblößt zum Lebensende. Noch ruht die Seele unterm Buchenstamm, wo rotes Harz aus alten Narben fließt.
Es heult ein Sturm, der übers Land hin fließt, fegt durch das große Kronendach, verweilt, holt Schwung und fällt den morschen Buchenstamm. Die bleichen Knochen, die das Laub nun birgt, sie zeugen von der Tat, dem frühen Ende, verwittern unterm Staub im Grab aus Schatten.
Durch Jahreszeiten wandeln Licht und Schatten, ein steter Kreislauf in dem Leben fließt, im Jahresanfang liegt auch schon das Ende. Nun sprießt, was lange im Verborgnen weilt, ein Keimling, den noch schwarze Erde birgt, er wächst heran zum neuen Buchenstamm.
Sie lehnt sich müde an den Buchenstamm, den Freund, er spendet kühlen Blätterschatten. Wo ihre Sehnsucht Sommerbilder birgt, ein Zauber Wunder wirkt, weil alles fließt, ins Bild sich neu ergießt, im Herzen weilt, liegt Trost und Hoffnung bis zum Lebensende!
Das Ende wurzelt schon im neuen Stamm, verweilt mit weisem Blick im Blätterschatten. Wo Leben fließt, wirkt Tod, der sich verbirgt.